Die Münsterschule erlebt ihr grünes Wunder

Die Münsterschule erlebt ihr grünes Wunder

Spatenstich für das Modellprojekt „Grünes Klassenzimmer“.

Neugierig blicken Passanten durch den Zaun der Münsterschule. Nur keine Scheu! Was sich da auf der Rasenfläche neben dem Schulgebäude tut, soll kein Geheimnis bleiben – im Gegenteil: Bei dem Pilotprojekt „Grünes Klassen­zimmer“ ist Abgucken sogar erwünscht. Das von der Kinderstiftung Essen finanzierte und mit der Stadt Essen realisierte Modellvorhaben soll auch andernorts Schule machen.

Gruppenfoto vom Spatenstich

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Kufen und Kindern der Münsterschule nehmen Schulleiterin Annette Sonius (Mitte), Dr. Herbert Lütkestratkötter von der Kinderstiftung Essen (links) und Marek Plonka von Grün und Gruga den ersten Spatenstich vor. (@Moritz Leick, Stadt Essen)

Zum Gärtnern braucht man Geduld. Bis aus einer ungenutzten Rasenfläche ein „Grünes Klassenzimmer“ entsteht, ebenso. Seit vier Jahren ist Annette Sonius Schulleiterin der städtischen katholischen Grundschule im Essener Zentrum. Und seit vier Jahren träumt sie von einem „Open air-Klassenzimmer“ an der Münsterschule. „Es gibt wenig Grün auf unserem Schulgelände, und vor allem die Klassenräume in der obersten Etage heizen sich im Sommer stark auf“, berichtet sie. Mit der Fördergemeinschaft der Schule und dem Jugendamt an der Seite gelang es ihr, fachliche Expertise durch Grün und Gruga sowie die Immobilienwirtschaft der Stadt Essen zu gewinnen. In der Kinderstiftung Essen fand das Schulteam eine Projektpartnerin, die sich nicht nur um die Finanzierung des Vorhabens kümmerte, sondern noch mehr wollte: ein Exempel für Essen statuieren.

Die Stiftung beauftragte ein Büro für Landschaftsarchitektur mit der Planung und setzte sich gemeinsam mit dem Jugendamt dafür ein, auch die Ideen und Wünsche der Kinder aufzugreifen. So umfassen die Pläne neben Sitzgruppen für zwei Klassen unter anderem eine Forscherstation, eine Duftecke, Hochbeete, eine Altholzinsel und einen Barfußpfad. Die Sitzgelegenheiten für die kleinen Forscherinnen und Forscher – große Quader aus Naturstein – sind schon aufgebaut. „Von dort aus können die Kinder bald durch ein Peilrohr das Eichhörnchen beobachten, das in den hohen Bäumen herumspringt“, freut sich Annette Sonius. 200 Schulkinder erfahren durch den Lerngarten einen nachhaltigen Nutzen.

Pläne für das Grüne Klassenzimmer

Die Pläne des Büros für Landschaftsarchitektur Hoff & Koch für das Grüne Klassenzimmer nehmen jetzt Gestalt an. (@Moritz Leick, Stadt Essen)

Für den Spatenstich mit Oberbürgermeister Thomas Kufen haben die Kinder der Münsterschule den Ort des Geschehens hübsch mit Girlanden aus bunten Pappblumen und -schmetterlingen dekoriert. Schon in diesem Sommer sollen echte Insekten und duftende Pflanzen den neuen Lernort unter freiem Himmel bevölkern. Den Rückbau des Geländes haben Grün und Gruga sowie Immobilienwirtschaft vorgenommen, ein Gartenbauunternehmen wird in Kürze mit den Anpflanzungen beginnen. Die Verantwortung für das Grüne Klassenzimmer wollen nach der Fertigstellung Schulteam, Kinder und Eltern gemeinsam übernehmen. Die „Schule Natur“ und Elke Remiorsch, bei der Kinderstiftung Essen verantwortlich für das Teilprojekt „Essbare KiTa“, stehen dabei beratend zur Seite.

Rede von Annette Sonius

„Was wünscht ihr euch von eurem Grünen Klassenzimmer?“, fragen Annette Sonius und Oberbürgermeister Thomas Kufen die Kinder. (@Moritz Leick, Stadt Essen)

„Ich hoffe und wünsche mir, dass das Grüne Klassenzimmer der Münsterschule zum Vorbild wird für weitere Essener Schulen“, sagt Dr. Herbert Lütkestratkötter, Kuratoriumsvor­sitzender der Kinderstiftung Essen. 20.000 Euro hat die Stiftung mithilfe von Geldgebern wie der Peter-Weiler-Stiftung, Allbau GmbH, Bezirksvertretung 1, BNP Paribas, Inner Wheel Club und Förderverein der Kinderstiftung für das Projekt aufgebracht. „Wir können solche Projekte nicht alleine umsetzen, aber wir sind sehr beharrlich“, erklärt Lütkestratkötter die Rolle der Stiftung. An der strategischen Schnittstelle zwischen Kinderstiftung, Münsterschule, Jugendamt, Kommune und weiteren Projektakteuren bleibt Claudia Hoose, Geschäftsführerin der Kinderstiftung Essen, seit zwei Jahren zielstrebig am Ball, um die zahlreichen zu Beteiligenden zu vernetzen und das komplexe Vorhaben für die Kinder voranzutreiben.

Schild Barfußpfad

Tischlermeister Björn Weidemann, selbst ehemaliger Münsterschüler, pflockt ein Hinweisschild ein. (@Moritz Leick, Stadt Essen)

Oberbürgermeister Thomas Kufen ist dankbar für das Engagement der Kinderstiftung bei diesem „Vorzeigeprojekt“, das eine andere Art des Lernens rund um Umwelt, Klimaschutz und Ernährung ermöglicht. Wissbegierig sind die Kinder der Münsterschule allemal: „Ich möchte mehr über die Natur lernen“, sagt Noah. Auch seine Mitschülerin Pania freut sich darauf, bald im Hochbeet Tomaten, Kohlrabi und Obst zu pflanzen. Die kleine Nele findet es toll, dass sie zum Lernen nach draußen gehen kann, wenn es im Schulgebäude zu warm wird. Rebecca und Jule – Gummistiefel an den Füßen – können es kaum erwarten, endlich über den Barfußpfad zu laufen. Die Markierung dafür, ein Hinweisschild aus Holz, haben einige Kinder gemeinsam mit dem Tischlermeister Björn Weidemann bereits eingepflockt. „Vor 30 Jahren bin ich selbst hier zur Schule gegangen“, sagt Weidemann, der die Schilder angefertigt und gespendet hat. Auch er freut sich sichtlich darauf, an „seiner“ Münsterschule ein grünes Wunder zu erleben.