Kinderstiftung Essen startet Theaterprojekt zur Stadtgeschichte.
„Was geht mich die Stadtgeschichte von Essen an?“, fragt sich manch ein Teenager. Doch wenn Jugendliche selbst in die Rollen historischer Gestalten schlüpfen und Szenen aus der Vergangenheit ins Jetzt rücken dürfen, wird Geschichte für sie lebendig. Das zeigt ein neues Pilotprojekt der Kinderstiftung Essen in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin und Theaterpädagogin Veronika Maruhn. Zur Premiere spielten Schülerinnen und Schüler der Glückauf-Schule in Katernberg.
„Ausgangspunkt für das Theaterprojekt war das Stadtbuch ‚Essen für dich‘ von Katrin Martens, das seinerseits auf eine Idee unserer Stiftung zurückgeht“, erklärt Hans-Georg Adam vom Vorstand der Kinderstiftung Essen. „Wir möchten Jugendliche ermuntern, die darin erzählten Geschichten lebendig zu gestalten.“ Im Gespräch mit Veronika Maruhn sei die Idee entstanden, einen Theaterworkshop als Pilotprojekt an einer Essener Schule anzubieten. Die Rahmenhandlung mit der Trinkhalle, der Büdchen-Verkäuferin Frau Konowska und dem neunmalklugen Herrn Warot (Francesco Russo) – auch „Professorchen“ genannt – stammt aus der Feder von Veronika Maruhn. Mit der Elisabeth-Wagener-Stiftung und Mitarbeitenden der Finanzverwaltung NRW gewann die Kinderstiftung engagierte Förderer, die das Vorhaben finanziell unterstützten.
„Ich bin begeistert von dem Konzept“, lobt der Lehrer Ulrich Lenser. „Und ich bin Herrn Adam und der Kinderstiftung Essen sehr dankbar, dass wir das Projekt durchführen können.“ Es ermöglicht den Heranwachsenden einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema Theater und zu historischen Ereignissen in ihrer Stadt. Im Geschichtsunterricht will Lenser die Stadtgeschichte mit Hilfe des Buchs „Essen für dich“ aufgreifen und unmittelbar an die Bilder und Begriffe in den Köpfen der Kinder anknüpfen.
„Die Geschichte der Familie Krupp kannte ich vorher nicht“, gesteht der 13-jährige Abdalrhman. Auch die Margarethenhöhe hat er zuvor noch nie besucht. Jetzt singt er mit den anderen das Steigerlied und hält stolz einen der drei Krupp-Ringe. Und er weiß, dass die drei Ringe daran erinnern, dass Friedrich Krupp den nahtlos geschmiedeten Eisenbahnreifen erfunden hat – denn das hat das „Professorchen“ Herr Warot der Frau Konowska eben erzählt.
Natürlich reicht ein Theaterworkshop nicht aus, um zurückhaltende Teenager in Nachwuchsschauspieler zu verwandeln. Doch darum geht es den Beteiligten auch gar nicht: Das Ziel besteht darin, das Interesse der Jugendlichen zu wecken und ihnen Geschichte auf spannende Weise zu vermitteln. Wer – wie die beiden Jungs aus der 7 b – einmal in die Rollen der Stadtpatrone Kosmas und Damian schlüpfen darf, wird ihre Bedeutung nicht so schnell vergessen. „Wenn man nur einen Schüler oder eine Schülerin erreicht“, resümiert Francesco Russo, „dann hat sich das Projekt schon gelohnt.“