Kinderstiftung Essen leistete Geburtshilfe für neuen Verein.

Schulen auf, Schulen zu – und das schon seit über einem Jahr! Das Distanzlernen vergrößert die Bildungsschere zwischen jenen Kindern, die zu Hause unterstützt werden, und denjenigen, die beim Lernen auf sich selbst gestellt sind. Um Lücken zu schließen, ist individuelle Förderung besonders wichtig. Der neu gegründete Verein „MENTOR – Die Leselernhelfer Essen e. V.“ hilft Kindern und Jugendlichen dabei, ihre Lese- und Sprachkompetenz zu verbessern.

Theresa Rhau und Dorothea Kuttler von MENTOR Essen und Hans-Georg Adam von der Kinderstiftung Essen sitzen in einem Klassenzimmer der Großenbruchschule in Altenessen.

Dorothea Kuttler (vorn) und Theresa Rhau von MENTOR Essen bauen mit Unterstützung von Hans-Georg Adam (Kinderstiftung Essen) Lesepatenschaften auf.

Der Verein ist Teil der bundesweiten Initiative „MENTOR e. V.“ mit rund 100 Ortsvereinen. Das Prinzip: Ehrenamtliche Mentor*innen begleiten Kinder von sechs bis 16 Jahren einmal pro Woche in der Schule im Bereich Lesen und Textverständnis – mindestens ein Jahr lang und in Form einer 1:1-Betreuung.

Die Kinderstiftung Essen leistete Geburtshilfe für die neue Essener Gruppe. „Ich habe die Arbeit der ehrenamtlichen Leselernhelfer*innen in unserer Nachbarstadt Bochum kennengelernt und mich gefragt: Warum machen wir das nicht auch in Essen?“, berichtet Hans-Georg Adam vom Vorstand. „Unsere Stiftung kann allerdings nur anschieben und unterstützen. Daher haben wir im Sommer letzten Jahres engagierte Menschen gesucht, die einen Ortsverein in Essen aufbauen wollten.“

Lesefähigkeit als Schlüsselkompetenz

Bei der Ehrenamt Agentur Essen wurde Dorothea Kuttler auf diese Ausschreibung aufmerksam und fühlte sich spontan angesprochen: Die Sozialwissenschaftlerin war gerade dabei, sich auf einen aktiven Ruhestand vorzubereiten; Erfahrungen in der Freiwilligenarbeit bringt sie ebenfalls mit: „Ich habe vor vielen Jahren die Kinder- und Jugendbibliothek in Essen-Heisingen mitaufgebaut. Sprache ist der Schlüssel zur Welt und Lesefähigkeit ist die wichtigste Kompetenz in unserer Wissensgesellschaft. Deshalb möchte ich helfen, Kindern durch Texte und Bilder Zugang zu einer neuen Welt zu ermöglichen.“

Die Essenerin nahm Kontakt zum Bochumer MENTOR-Verein auf und war begeistert: „Was dort geschieht, ist viel mehr als Leseförderung. Durch den intensiven Austausch bekommen die Kinder Denkanstöße, sie lernen neue Sichtweisen kennen und bilden sich eine eigene Meinung. Das befähigt sie, ihr Leben später einmal selbst in die Hand zu nehmen.“

Jegliches Engagement ist willkommen

Im Herbst letzten Jahres konnte die erste Vorsitzende von MENTOR Essen engagierte Mitstreiter*innen für den Vorstand gewinnen, um den Verein offiziell zu gründen. Aus dem Umfeld der Vorstandsmitglieder schlossen sich bereits 15 Mentor*innen als Leselernhelfer an. Mit rund 50 Pat*innen will der Verein im September 2021 seine Arbeit in den Schulen aufnehmen. „Bis es so weit ist, brauchen wir noch viele Freiwillige. Wir freuen uns über jegliches Engagement – sei es als Leselernhelfer*in oder bei organisatorischen Aufgaben“, ermuntert Dorothea Kuttler. Sie sei selbst überrascht, wie viel Arbeit eine Vereinsgründung mit sich bringe. Doch das positive Feedback im persönlichen Umfeld bestärkt sie: „Wer sich engagiert, bekommt viel zurück.“ Interessierte können sich auf der Internetseite www.mentor-essen.de informieren und über die E-Mail-Adresse info@mentor-essen.de Kontakt aufnehmen.

Dank der organisatorischen Einbindung in den Dachverband werden die Mentor*innen fachlich geschult und professionell auf ihre Aufgabe vorbereitet. Als Mitwirkende eines lebendigen Netzwerks sind sie in Gruppen eingebunden, in denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können. Die Vereinsvorsitzende hofft darauf, auch Lehramtsstudierende für Lesepatenschaften zu gewinnen und mithilfe von Freiwilligen aus allen Stadtteilen den Essener Norden ebenso gut bedienen zu können wie den Essener Süden.

Beim Schulverwaltungsamt durfte Dorothea Kuttler ihr Konzept kürzlich vorstellen – auf einer digitalen Schulleiterdienstbesprechung. Und natürlich hat sie mit ihrem Team bereits Strategien für den Fall entwickelt, dass es im nächsten Schuljahr erneut zu einem Betretungsverbot von Schulgebäuden und zu Kontaktbeschränkungen kommt. „Wir stellen uns von Anfang an hybrid auf; das heißt: Mentor*innen und Schüler*innen können sich auch digital treffen.“ Allerdings sei die persönliche Form des Kontaktes gerade zu Beginn der Zusammenarbeit vorzuziehen – „und sie sollte auch immer die erste Wahl bleiben.“

Zu „MENTOR – die Leselernhelfer Essen e. V.“

MENTOR – Die Leselernhelfer ist eine Initiative von Freiwilligen mit dem Ziel, die Sprach- und Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Zu diesem Zweck stellt der Verein den Kontakt zwischen Mentor*innen und Schulen her, die interessierte Kinder und Jugendliche benennen. Die Zusammenarbeit von Mentor*in und Lesekind fördert die Leselust und das Textverständnis der Heranwachsenden unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft. Weitere Infos: www.mentor-essen.de